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Im Jahr 2024 posieren zwei lächelnde SoftSocket-Gewinner beim Red Bull Basement Event in Zürich, Schweiz, umgeben von Sponsorenlogos
© Armon Ruetz / Red Bull Content Pool
Entrepreneurship
Diese Prothese könnte das Leben junger Sportler:innen verändern
Cara Ammann (24) und Lisa-Marie Frühauf (26) haben das Schweizer Finale des Red Bull Basement gewonnen. Mit einer Prothese, die es so noch nie gegeben hat.
Autor: Tom Gilgamann
3 min readPublished on
Vor einiger Zeit betrat eine 16-jährige Sportlerin an der ETH Zürich das Labor, in dem Cara Ammann gerade forschte. Der Moment hat Caras Leben verändert. Und er könnte auch das Leben vieler junger Menschen verändern, die Armprothesen brauchen. Die junge Frau ist ohne linke Hand zur Welt gekommen und will wie viele andere Menschen ganz normal Sport treiben. Sie konnte es aber nicht. Also machte sie sich auf zur ETH, um dort herumzufragen: «Hat irgendjemand eine coole Idee, wie man mein Problem lösen könnte?»
Diese Frage steht am Ursprung von Caras Idee, Unterarmprothesen für junge Sportler:innen zu entwickeln. Inzwischen ist daraus ein Produkt entstanden: «SoftSocket». Mit dieser Idee hat die 24-Jährige mit Abschluss in Biomedical Engineering zusammen mit ihrer Forschungs- und Geschäftspartnerin Lisa-Marie Frühauf (26) am 15. November in Zürich das Schweizer Finale des Innovations-Wettbewerbs Red Bull Basement gewonnen.
2024: Teilnehmer/innen beim Red Bull Basement Event in Zürich, Schweiz
Bei ihrer Präsentation© Armon Ruetz / Red Bull Content Pool
«Wir waren sehr überrascht, dass wir uns gegen 130 andere Ideen durchgesetzt haben», sagt Cara. «Da waren so starke Pitches dabei, dieser Sieg hat uns emotional komplett überfordert.» Zusammen mit Lisa-Marie, die sie vom Bachelorstudium an der Universität Lübeck kennt, feierte sie den Sieg an einer WG-Party.
Eine Kollegin lief vorbei und rief ein Wort in die Runde. Damit war das letzte Problem gelöst.
Cara Ammann
Das Innovative an Caras und Lisa-Maries Lösung ist: Im Unterschied zu herkömmlichen Prothesen, die meist aus Carbon gefertigt sind, bestehen die «SoftSocket»-Prothesen aus Textil. Damit passen sie sich optimal der Form des Arms an.
Zudem widerstehen sie dank einem einfachen mechanischen Prinzip grossen Zugkräften. Wie das genau funktioniert, will Cara noch nicht erklären – solange nicht, bis die Idee patentiert ist. Aber sie erzählt, wie die Innovation entstanden ist: Sie waren im Labor und bastelten an verschiedenen Varianten, mit Schere, Kleber und Papier. Da lief eine Kollegin vorbei und warf ein Wort in die Runde. Auch dieses Wort verrät Cara nicht - es war das letzte fehlende Puzzle-Stück.
Weil die Prothese im aktuellen Entwicklungsstand mit grossen Zugkräften fertig wird, ist sie prädestiniert dafür, den Anforderungen verschiedenster Sportarten gerecht zu werden: Klimmzüge sollen möglich sein, Rudern, Hanteln heben, Klettern und so weiter.
Zwei lächelnde Frauen in SoftSocket-T-Shirts halten ein Banner für das Red Bull Basement World Final Tokyo 2024 in der Schweiz
Cara Ammann Lisa-Marie Frühauf © Armon Ruetz / Red Bull Content Pool
Der Grund, warum sich Cara und Lisa-Marie auf den Sport konzentrieren, ist einfach: Sie haben hundert Leute mit Prothesen befragt. Die Rückmeldung war immer die gleiche: Der ganze Alltag lässt sich organisieren, da haben die Menschen Wege gefunden. Was aber nicht geht, sind ganz normale sportliche Aktivitäten, Übungen im Fitnessstudio, Gewichte heben, Rudern. Da liegt das Problem.
Go Big Or Go Home
Cara Ammann
Mit «SoftSocket» könnte dieses Problem bald behoben werden. Und Cara wäre keine Visionärin, wenn sie nicht sagen würde: «Go Big Or Go Home.» Sie und Lisa-Marie können sich vorstellen, nicht nur Unterarmprothesen herzustellen, sondern solche für den ganzen Arm. Weil der Ellbogen eine grosse Hürde darstellt, sind die beiden noch nicht so weit. Aber wer weiss, was die Zukunft bringt?
Die Red Bull Basement Gewinner SoftSocket feiern ihren Sieg in Zürich und ziehen damit ins Weltfinale 2024 in Tokio ein
Nächster Schritt : Tokyo© Armon Ruetz / Red Bull Content Pool
Die nahe Zukunft ist derweil geklärt: Cara und Lisa-Marie reisen nach Tokio, wo Mitte Dezember das Weltfinale des Red Bull Basement stattfindet. Bis dahin wollen die beiden ihren Pitch perfektionieren, «damit wir auch in Tokio eine Chance haben», sagt Cara. Viel Zeit dafür bleibt nicht. Denn gerade stehen Berge von Arbeit an, auch an den Wochenenden. Der Prototyp ist so weit, dass sie ihn von zwei Menschen testen lassen können.
Nach dem Weltfinale wollen Cara und Lisa-Marie drei Tage in Tokio bleiben. Sie waren noch nie in der japanischen Hauptstadt. Aber mit unbekannten Gefilden hatten Visionärinnen noch nie Mühe.
Entrepreneurship
Social Innovation