Danny Macaskill auf einer steilen Felswand in „The Slabs".
© Dave Mackison
Bike
Am Limit in „The Slabs": Danny MacAskill und sein bislang wildestes Projekt
Der legendäre Trial-Rider kehrt für sein neues Video auf die Isle of Skye zurück, um bei der Abfahrt einer abgelegenen Felswand an seine Grenzen zu stoßen.
Autor: Charlie Allenby
7 min readUpdated on
Danny MacAskill schreckt vor keiner Herausforderung zurück! Wenn er nicht gerade an raffinierten Edits wie „Gymnasium" oder „Imaginate" arbeitet, findet man ihn auf einigen der technisch anspruchsvollsten Strecken der Welt, auf Trails, wo bereits ein kleiner Fahrfehler fatale Konsequenzen nach sich ziehen würde.
Da er den Großteil des Jahres 2020 im Lockdown in Schottland verbrachte, musste er sich für sein nächstes Projekt Inspiration in seiner Heimat suchen. Zum Glück mangelt es im britischen MTB-Paradies nicht an Möglichkeiten.
Und sein neues Video, „The Slabs", ist das beeindruckende Ergebnis. Gefilmt auf seiner Heimatinsel Skye, sieht man Danny in dem Video die Dubh Slabs hinunterfahren - eine 500 m lange exponierte Felswand, die normalerweise nur Kletterern und Bergsteigern vorbehalten ist. Das Video zeigt sowohl Sportler als auch Sportgerät am absoluten Limit, dort wo jeder noch so kleine Fehler, fatale Folgen haben könnte.
Im Player darunter findest du das spektakuläre Video. Danach spricht Danny im Interview mit uns über seine Inspiration beim Klettern, Beinahe-Stürze und zukünftige Pläne in den Bergen.

Hi Danny! Das sieht nach einem der gefährlichsten Videos aus, das du je gemacht hast. Was war die Inspiration für das Projekt?

Das Jahr 2020 machte uns allen einen Strich durch die Rechnung, was Reisen und Pläne betrifft. Ich verbrachte die ersten paar Monate des Lockdowns damit, nur für mich selbst zu fahren. Ich war viel mit meinem E-Bike unterwegs oder spielte mit den Paletten in meinem Garten herum. Als die Einschränkungen dann etwas gelockert wurden, beschlossen wir, zu versuchen ein paar Videos zu drehen. Und natürlich fing ich damit an, in meiner Heimat nach guten Spots zu suchen.
Da ich von der Isle of Skye stamme, hatte ich sofort jede Menge Ideen. Meine Kletterfreunde haben mir von den mystischen Dubh Slabs direkt im Herzen der Cuillin Hills erzählt. Sie liegen in einem wirklich abgelegenen Teil der Insel, der nur mit Boot, nach einer vierstündigen Wanderung oder einer zweistündigen Fahrt zu erreichen ist. Wir fuhren mit den E-Bikes hinüber, um uns das Ganze einmal anzuschauen.
Es ist ein atemberaubender Ort! Man steht im Herzen der Cuillin Hills mit 270° Panorama-Ausblick und blickt auf den wunderschönen See hinunter.
Über die Dubh Slabs führt eine beliebte Kletterroute, um den Cuillin-Grat zu erreichen. Es ist eine lange, kahle Felsplatte, die sich über dem Loch Coruisk nach oben zieht. Mein Plan war es, hinaufzugehen und zu sehen, ob es eine Line gibt, die man fahren könnte, oder ob man einen Punkt findet, von dem aus man bis zum See kommen würde. Ich war mit ein paar Freunden dort, um das Gebiet zu erkunden. Ein paar Wochen später warteten wir dann auf ein günstiges Wetterfenster, das es mir erlauben würde, die Line, die ich im Kopf hatte, in Angriff zu nehmen.

War es schwer, eine Route nach unten zu finden?

Ja! Gleich am Anfang steht man vor dieser riesigen Felswand, die sich in einem Winkel von 60° vor einem aufbaut. Das ist unglaublich einschüchternd und es war wirklich am Rande dessen, was ich dachte, dass mit dem Bike möglich ist - es war das absolute Limit!
Die härtesten Passagen waren 60° steil© Dave Mackison
Ich dachte, dass ich vielleicht nicht in der Lage bin, die gesamte Strecke bis zum See zu fahren. Aber ich dachte mir auch, dass wir genauso gut nach oben klettern und nachsehen könnten, was da oben los ist und, ob es eine coole Route gibt, die nach unten führt. Es ist ein atemberaubender Ort! Man steht im Herzen der Cuillin Hills mit 270° Panorama-Ausblick und blickt auf den wunderschönen See hinunter.
Danny legte sich eine bestimmte Route zurecht© Dave Mackison
Als Mountainbiker ist man normalerweise an Singletracks gebunden, oder man hat vielleicht die Wahl zwischen ein paar verschiedenen Trails auf einem Hügel. Das Fahren auf den Slabs war mit der Freiheit beim Skifahren oder Snowboarden vergleichbar, wo man sich die Line wirklich aussuchen kann.
Das Fahren auf den Slabs war mit der Freiheit beim Skifahren oder Snowboarden vergleichbar, wo man sich die Line wirklich aussuchen kann.
Wir haben versucht, die spannendste Route auszuwählen. Ich wollte etwas finden, das direkt an der Felskante entlangführt. Dazu sind wir wieder zu Fuß losgegangen, um das Terrain abzuchecken und einige Lines zu finden, bei denen ich nicht wusste, ob ich sie überhaupt machen kann und ob sie sicher sind. Natürlich kann ich nicht mit irgendwelchen Seilen üben, wie man es beim Klettern macht. Es war ein bisschen wie Free Solo nur mit dem Bike.

Hat die Fahrt deine Erwartungen schließlich erfüllt?

Als wir mit der Crew oben waren und zu drehen begannen, war es ein wirklich cooles Gefühl. Wir haben gleich an den ersten langen Drohnen-Shots gearbeitet, die man am Anfang des Videos sieht. Von da an dachte ich: „Yeah, das wird definitiv funktionieren!" Ich bekam unter den Reifen langsam ein Gefühl für den Fels.
Danny genießt den Ausblick© Dave Mackison
Es war auch cool, zum ersten Mal mit einer Renndrohne zu arbeiten und diese wirklich dynamischen Shots zu bekommen. Es war ein gutes Gefühl, das erste Stück zu schaffen, obwohl dabei leider eine unserer Drohnen abstürzte. Renndrohnen crashen normalerweise andauernd und das ist auch kein Problem. Aber bei diesem Crash stürzte die Drohne über eine 90 m hohe Klippe hinunter und mit ihr die ersten anderthalb Stunden unseres wertvollen Filmmaterials.

Im Video sieht es nicht so aus, als gäbe es viel Spielraum für Fehler. War es auch mal richtig knapp?

Wir filmten das Video an zwei Tagen, anstatt an nur einem Tag. Wir haben es gleich am ersten Tag geschafft, viele Lines, die ich unbedingt haben wollte, abzuhaken. Dann zogen aber leider Wolken auf und es begann zu regnen, was es unmöglich machte, die letzte Passage zu fahren. Sehr zum Entsetzen meiner Freunde habe ich trotzdem versucht, ganz unten noch zu fahren. Dabei verlor ich kurz die Kontrolle über das Bike und ich war zu dem Zeitpunkt noch etwa 45 m vom Ende entfernt. Zum Glück habe ich es irgendwie geschafft, das Bike wieder zu kontrollieren. Ich bin dabei relativ ruhig geblieben, aber ich glaube, meinen Freunden ist das Herz kurz in die Hose gerutscht.
Null Spielraum für Fehler© Dave Mackison
Ich war an der absoluten Grenze des Kontrollierbaren! Die Reifen waren zu 99 Prozent am Grip-Limit und auch die Bremsen waren komplett am Limit.
Wir mussten also auf ein weiteres Wetterfenster warten und ein paar Wochen später gelang es uns, ein Fischerboot zu organisieren, das uns wieder hinüberbrachte. Ich konnte außerdem Prototyp-Reifen von Continental besorgen, an denen die Athertons gearbeitet hatten. Sie verfügen über eine weichere Gummimischung, die ich unbedingt auf den Felsen in den Cuillins testen wollte. Das Wetter war an diesem Tag noch schöner und mit den neuen Reifen konnte ich alle Lines mit viel mehr Vertrauen fahren. Ich war sogar in der Lage, die unterste Platte zu fahren, was wahrscheinlich das Gefährlichste war, was ich je auf meinem Bike gemacht habe.
Das riskante Terrain erlaubte nur ein Minimum an Tricks© Dave Mackison
Es war ein fantastisches Gefühl, an der Grenze des Möglichen und des Kontrollierbaren unterwegs zu sein. Die Reifen waren zu 99 Prozent am Grip-Limit und auch die Bremsen waren komplett am Limit. Es war ein tolles Gefühl, das zu schaffen.

Musstest du beim Bike-Setup etwas verändern?

Danny hat sein Santa Cruz 5010 für den Dreh optimiert© Dave Mackison
Ich habe lange überlegt, auf welchem Rad ich es probieren soll. Die meisten Leute würden denken, dass ein Downhill- oder Freeride-Bike die beste Wahl ist. Ich wollte auf dem Weg nach unten aber auch ein paar Trial-Tricks machen. Ich fühle mich auf dem Santa Cruz 5010 unglaublich wohl. Es ist ein eher kleines Trail-Bike mit 130 mm Federweg hinten. Vorne habe ich eine längere Gabel montiert, um den Vorderbau anzuheben. Außerdem habe ich ein paar Magura 220-mm-Bremsscheiben an der Front montiert, um die Bremskraft zu verstärken und sicherzustellen, dass ich das Bike immer voll unter Kontrolle habe. Abgesehen davon war alles eigentlich ziemlich Standard. Es war das perfekte Bike für dieses Video. Schön leicht, um es den Berg hinauf tragen zu können, aber immer noch in der Lage, dass ich mit kleinen Trial-Tricks herumspielen konnte.
Rückblickend wünsche ich mir, dass ich vielleicht öfter den Boden verlassen hätte, aber ich konnte mir auf den Felsplatten keine Fehler leisten. Ich habe nur versucht, die Kontrolle über das Bike nicht zu verlieren und wollte es einfach sicher und in einem Stück nach unten schaffen.

Ist das der Start von mehr Action in den Bergen?

Wie ich im Film schon gesagt habe, wurde ich in den letzten Jahren vermehrt vom Klettern und Bergsteigen inspiriert. Ich verfolge die Szene auf der ganzen Welt und finde es unglaublich spannend, wenn sich Leute dem Ausprobieren neuer Dinge widmen.
Die Dubh Slabs sind normalerweise für Bergsteiger und Kletterer reserviert© Dave Mackison
Ich hatte immer schon eine Schwäche für einen schönen glatten Fels und ich mag es, wenn man sich eine Route aussuchen und zurechtlegen kann. Ich will andere Leute dazu inspirieren, selbst da hochzugehen und es zu versuchen. Eine kompakte Wand hinunterzufahren ist einfach nur fantastisch! Es ist etwas ganz anderes, als einen schwierigen Trail zu bauen. Es hat sich im Laufe der Jahre für mich einfach so entwickelt und ich habe richtig Lust darauf bekommen, mich auf der ganzen Welt nach solchen Herausforderungen umzusehen und noch viele coole Edits zu machen.
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Danny MacAskill

Scottish street trials star Danny MacAskill is riding a wave of popularity for two-wheeled tricks. Check out his viral videos now.

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