Vollmondnächte
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Exploration

Im Zauber der Dunkelheit: 5 Routentipps für Nachtskitouren

In der Stille der Nacht die Berge genießen – in unserem Nachtskitouren-Special findest du 5 Empfehlungen für nächtliche Routen im Salzburger Land sowie die wichtigsten Tipps zur Tourenvorbereitung.
Autor: Manuel Kurzmann & Sebastian Ring
6 min readveröffentlicht am
Tagsüber sind viele Skipisten voll mit lärmenden Menschen. Auch auf zahlreichen Skitourenrouten ist mittlerweile einiges mehr los als noch vor ein paar Jahren. Aber um den Massen zu entfliehen und die Berge in einem ganz besonderen Licht zu sehen, gibt es eine Lösung: eine Skitour bei Nacht. Gerade in der Nähe von Städten nutzen auch viele Berufstätige diese Möglichkeit inzwischen, um nach Feierabend noch in den Schnee aufzubrechen.
In vielen Hütten bieten die Wirte spezielle Abende für Tourengeher an. In der Dunkelheit gibt es aber einiges mehr zu beachten als am Tag. In Sachen Lawine sollte man selbstverständlich ebenso informiert, vorbereitet und ausgerüstet sein wie auch tagsüber. Steigt man aber abends beispielsweise auf oder in der Nähe in der Skipiste auf, muss diese freigegeben sein. Sonst besteht die Gefahr, von Pistengeräten, die manchmal an Seilwinden hängen und einen Skitourengeher mitreißen können, verletzt zu werden. Auch auf die Tierwelt ist zu achten, denn Raufußhühner, Rotwild, Gämsen & Co. sollte man im Winter und insbesondere in der Dämmerung nicht aufscheuchen. Schongebiete sind – wie auch tagsüber – daher tabu.
Tourengeher aus Leidenschaft: HP Kreidl

Tourengeher aus Leidenschaft: HP Kreidl

© Tom Bause

Wir haben mit dem Skitourenexperten Hans-Peter „HP“ Kreidl aus Neukirchen am Großvenediger im Salzburger Land gesprochen und von ihm fünf Routenempfehlungen für einsame Nachtskitouren in seiner Region bekommen – aber zunächst erklärt er uns, worauf man bei Skitouren in der Dunkelheit achten sollte.

Wie unterscheidet sich eine Nachtskitour von einer Skitour bei Tageslicht?

Hans-Peter Kreidl: Hauptsächlich in der Vorbereitung. Man muss für Nachtskitouren mehr Zeit investieren, weil man nachts klarerweise das Gelände um sich herum kaum erkennt. Bei einer Skitour am Tag schaust du dir beispielsweise beim Raufgehen die Route zum Runterfahren genau an – das fällt in der Nacht komplett weg.

Und dadurch ist das Gefahrenpotential wesentlich größer?

HP Kreidl: Genau. Deshalb sollte man unbedingt mit einem staatlich geprüften Berg- und Skiführer unterwegs sein, der den Schneeaufbau und die Hangneigung der jeweiligen Tour sehr gut kennt. Das steigert natürlich auch den Genuss, da man sich viel mehr auf die Tour konzentrieren kann. Hier findest du noch mehr Tipps zum Thema Lawinensicherheit.

Was macht die Faszination Nacht-Skitour aus? Salopp gesagt: Man begibt sich ja freiwillig in die Eiseskälte und nimmt schon alleine deshalb noch größere Anstrengungen auf sich...

Hans-Peter Kreidl: Das stimmt schon. Schon beim Raufgehen ist es im Normalfall wesentlich kühler – und am Gipfel dann richtig zapfig. Dafür ist es etwas ganz Besonderes, in der Nacht, in der Stille, einen Berg raufzusteigen. Das kann man gar nicht so in Worte fassen, das muss man erlebt haben.

Gibt es in Puncto Ausrüstung bestimmte Regeln, die man auf keinem Fall außer Acht lassen sollte?

Hans-Peter Kreidl: Je nach Temperatur sollte man statt einer Lage mindestens zwei oder drei Schichten Kleidung tragen. Für die Hände sollte man an ein zweites Paar Überhandschuhe denken. Es darf dir während der Tour einfach nie zu kalt werden, da das meistens sofort auf den Kreislauf geht und deshalb gefährlich wird. Ein wichtiges Utensil ist natürlich eine Stirnlampe, bei der man darauf achten sollte, dass der Akku vollgeladen ist.

Vollmondnacht in den Alpen

Vollmondnacht in den Alpen

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Kannst du uns fünf Nachtskitouren empfehlen?

Hans-Peter Kreidl: Klar, sehr gerne! Aber wie schon erwähnt, gerade Unerfahrene und Ortsunkundige sollten eine solche Tour nur mit Berg- und Skiführer unternehmen. Wir befinden uns hier im hochalpinen Bereich, wo bei Nacht nicht nur alpine Gefahren warten, sondern zusätzlich auch die Gefahr besteht, dass man sich verirrt oder verfährt.

1. Kröndlhorn (Kitzbüheler Alpen) – 2.444 Meter ü. A.

Diese Tour bieten wir mit unseren Bergführern vom Skitourenwinter an. Ausgangspunkt ist die Trattenbachalm im Trattenbachtal in den Kitzbüheler Grasbergen im Oberpinzgau im Salzburger Land, in circa 1.718 Meter Höhe. Die Alm erreicht man ebenfalls schon per Skitour vom Alpengasthaus Rechtegg in Neukirchen am Großvenediger. Von der Trattenbachalm führt die Route über die Trattenbach-Hochalm (1955 m) und eine Hochfläche zu einer Scharte zwischen Kröndlhorn (2444m) und Kröndlberg (2440m). Das Kröndlhorn ist ein wunderschöner Panoramaberg mit sensationellem Rundblick, also auch tagsüber sehr speziell.
Dauer: circa zweieinhalb Stunden

2. Stubacher Sonnblick (Hohe Tauern) – 3.088 Meter ü. A.

Los geht’s beim Berghotel Rudolfshütte in Stubach bei Uttendorf im Oberpinzgau im Salzburger Land, die auf 2315 m mitten in der unberührten Natur des Nationalparks Hohe Tauern liegt und die ausschließlich mit der Seilbahn der Weißsee Gletscherwelt erreichbar ist.
Von der Rudolfshütte fährt man kurz hinunter zur Talstation des Hüttenschlepplifts, den man links liegen lässt und dann die Felle anlegt. Dann geht es am Weißsee vorbei Richtung Westen zu einer Mulde und über ein Plateau schließlich weiter zum Sonnblickkees. Hier führt die Route zunächst weiter Richtung Sonnblickscharte, dann nach links über den Gletscherhang bis unter die Gipfelflanke. Das Gelände ist konstant steil, nicht allzu schwierig und daher auch in der Nacht machbar.
Dauer: circa drei Stunden

3. Hüttenkogel (Bad Gastein, Pongau) – 2.231 Meter ü. A.

Diese Tour ist körperlich nicht ganz so fordernd und daher auch für sportliche Skitouren-Einsteiger zu empfehlen. Man kann ausgehend vom Parkplatz bei der Talstation der Graukogelbahn (1.092 m) entlang der Skipiste zur Mittelstation und bis zur Bergstation und der Graukogelhütte hinaufgehen – das ist am Mittwoch, Freitag und an Vollmondnächten bis 22 Uhr erlaubt. Vom Ende der Piste braucht man noch circa eine halbe Stunde bis zum Gipfel des Hüttenkogels mit seinem großen Metallkreuz. In Summe bewältigt man circa 1.100 Höhenmeter.
Dauer: circa zweieinhalb Stunden

4. Großvenediger (Hohe Tauern) – 3657 Meter ü. A.

Toni Palzer zieht’s auf den Großvenediger.

Toni Palzer zieht’s auf den Großvenediger.

© Skitourenwinter.com/ Heiko Mandl

Eine Tour für die positiv Verrückten. Ausgangspunkt ist das Obersulzbachtal in Neukirchen am Großvenediger. Dort liegt auf 2.558 Metern Höhe die Kürsingerhütte, an der wir diese Skitour auf den Großvenediger beginnen. Diese Hütte ist Stützpunkt nicht nur für Skitouren, sondern auch für alpine Gratklettereien, Gletscherbegehungen, Überschreitungen, Berg- oder Schneeschuhwanderungen und vieles mehr. Sie eignet sich auch gut als Übernachtungsmöglichkeit.
Der Großvenediger

Der Großvenediger

© Veit Mueller

Schon für den Aufstieg zu dieser Hütte sollte man einen Tag einplanen. Manche legen auch dazwischen noch eine weitere Übernachtung auf der Postalm ein. Von der Kürsinger Hütte steigt man in Richtung Ost-Nordost zunächst auf 2.800 m Höhe und fährt dann Richtung Osten kurz auf das Venedigerkees ab. Von dort geht es weiter bis zur Scharte (3.405 m) zwischen Klein- und Großvenediger und dann weiter zum Gipfel. Ein Bergführer ist für diese Route unbedingt empfohlen, da man hier einen Gletscher mit Spalten quert. Auch körperlich sollte man für diese Tour in Top-Verfassung sein, da die Höhe ein entscheidender Faktor ist – schließlich ist der Großvenediger der fünfthöchste Berg Österreichs.
Dauer: circa vier Stunden – Anstieg Großvenediger von der Kürsingerhütte

5. Korein (Tennengebirge) – 1.850 Meter ü. A.

Wieder eine Tour mit geringerem Schwierigkeitsgrad. Ausgangspunkt ist der Sportplatz in St. Martin am Tennengebirge (ca. 900 m). Man geht zuerst entlang der Skipiste, dann auf einem Forstweg und erreicht schließlich die Karalm. Hier führt die Route südwestlich weiter über den Korein-Nordrücken, zunächst durch freies Gelände, später durch einen Lärchenwald bis zum Korein Westgipfel, auch Koreinhöhe genannt (1.811 m).
Dauer: circa zweinhalb Stunden
Red Bull Raufgänger
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